Ironman Haiwaii 2002 – Rudolf König

ironmanlgoAm 6. Oktober 2002 um 6.30 Uhr hebt der Airbus vom Flughafen Düsseldorf ab. Nach Zwischenlandungen in Frankfurt, Chikago, Los Angeles landet die Maschine um 19.30 Uhr Ortszeit in Kona auf Big Island/Hawaii. Ein 26-stündiger Flug liegt hinter uns und wir werden mit einem „Lei“, dem landesüblichen Blütenkranz, begrüßt. Es ist für unser Empfinden erstaunlich warm, ca. 30° C, und nach dem Einchecken im Hotel fallen wir müde ins Bett.

Big Island zeigt sich von seiner schönsten Seite, strahlende Sonne, wenig Wind und Temperaturen um 30-35° C. Die nächsten Tage sind ausgefüllt mit leichtem Training. Morgens vor Sonnenaufgang, um 6 Uhr wird gejogged. Die schönste Trainingseinheit ist das Schwimmen bei Sonnenaufgang von 7-8 Uhr am Pier von Kailua-Kona. Das Wasser ist glasklar und ca. 26° C warm, nur leichte Wellen. Du schwimmst wie in einem Aquarium. Unter dir Hunderte von Fischen in allen Größen und Farben. Phantastisch! Nach reichhaltigem Frühstück, das besonders durch die Vielfalt der Früchte beeindruckt, geht es meist zum Radtraining auf den Highway. Dieser ist gewellt wie ein überdimensionales Waschbrett. Es geht immer rauf und runter, rechts und links schwarze Lavafelder, weiter hinten leuchtet der blaue Ozean. Der Nachmittag gehört dem Faulenzen am Strand. Die Brandung ist beeindruckend und am „White Sands Beach“ begegnet mir im Wasser eine Riesenschildkröte. Ich habe mehr Respekt vor ihr als sie vor mir. Auf der Inselrundfahrt besuchen wir den „Hawaii Volcanos National Park“, denn schließlich ist der Kilauea auf Big Island einer der aktivsten Vulkane unserer Erde. Auf einem Lavafeld konnten wir hautnah und schweißgebadet den Austritt glühender Lava aus den kleinen Kratern erleben. Beeindruckend!

Mitte der zweiten Woche schlägt das Wetter um. Regen und starker Wind mit hohem Wellengang! Wir sind alle beunruhigt. Aber das Wetter bessert sich wieder. Die letzten Wettkampfvorbereitungen: Abgabe der Kleiderbeutel, Wettkampfbesprechung (in Deutsch), Einchecken der Räder, Pasta-Party zum Bunkern von Kohlenhydraten.

Und dann ist es soweit! In der Nacht vor dem Wettkampf monsunartiger Regen. An Schlaf ist nicht zu denken. Zum Frühstück um 4 Uhr klatscht die Brandung über die Hotelterrasse, auf der wir immer gefrühstückt hatten. Alle haben Angst. Ich auch. Um 5 Uhr fährt der Shuttlebus zum Pier. Die Szenerie ist gespenstisch. In der Dunkelheit gilt es sich zu konzentrieren: Startnummer auf Arme und Beine malen lassen, letztes Überprüfen des Bikes, Aufpumpen der Reifen, Füllen der Getränkeflaschen, Abgeben des Kleiderbeutels. Immer noch Regen!

Endlich, kurz vor 7 Uhr wird es hell, die amerikanische Hymne wird gesungen. 7 Uhr! Der Startschuss knallt! Über 3000 Arme und Beine bringen das Wasser am Pier von Kailua-Kona zum Kochen! Die übliche Hektik beginnt, jeder drängelt nach vorne. Das geht nicht ohne Treten und Stoßen ab. Bald finde ich meinen Rhythmus und fühle mich gut. Die großen bunten Segel des Schiffes am Wendepunkt sind eine gute Orientierungshilfe. Auf dem Rückweg verliere ich die Orientierung und schwimme Zick-Zack-Kurs. Auf einmal spüre ich auch, wie mich die Wellen hoch heben und wieder fallen lassen. Nur nicht seekrank werden! Ich erinnere mich daran, dass ich ja eigentlich solchen Wellengang liebe. Bald sehe ich die riesige Gatorade-Flasche, die den Schwimmausstieg markiert und nach 3,8 km in 1:54 Std. habe ich wieder festen Boden unter den Füßen. Flott geht es durch die Süßwasserdusche zum Umkleidezelt. Freundliche Helfer stehen schon mit dem Kleiderbeutel und dem Bike bereit.

Auf geht`s! 180 km Rad fahren liegen jetzt vor mir, das wusste ich, das stört mich nicht. Mich stört der Regen, der von oben prasselt und von unten hoch spritzt und die Schuhe sofort durchweicht. Ich hasse Rad fahren im Regen! Noch nie hatte es beim Ironman Hawaii auf der Radstrecke geregnet. Aber nach einer Stunde reißen die Wolken auf und die Sonne kommt hervor. Der Highway dampft, die Lavafelder dampfen, es entsteht Treibhausklima. Immerhin ist es windstill. Die Stimmung steigt, das Tempo auch. Ich motiviere mich neu. Es ist wunderschön!

Jetzt nur nicht Essen und Trinken vergessen. Es gibt genug unterwegs. Zwanzig Km vor dem Wendepunkt in Hawi steigt der Highway ständig an und plötzlich bläst auch der Nord-West-Passat ganz schön kräftig und genau von vorn. Nach dem Wendepunkt beginnt das Vergnügen: Bergab und Rückenwind! Kette rechts und Tempo bolzen, 40-50 km/h. Nach zwanzig Km wechselt die Richtung und plötzlich kommt der Wind von vorn. Jetzt wird es hart, Kette links und 12-15 km/h. Der gefürchtete „Mumuku“ bläst mir ins Gesicht. Die ersten Krämpfe in den Oberschenkeln beunruhigen mich. Noch mehr trinken! Geduld haben! Der Km/h-Schnitt wird immer niedriger, die Beine immer müder. Vor Kona plötzlich wieder Rückenwind, die Beine werden wieder lockerer. Nach 7:24 Std. ist die 2. Wechselzone erreicht und die freundlichen Helfer nehmen mir das Rad ab und halten den Kleiderbeutel bereit. Ich erschrecke mich vor meinen Füßen, sie sind weiß und aufgequollen wie die einer Wasserleiche. Trotzdem rein in die Laufschuhe und los! Nur keine Krämpfe bekommen wie in Frankfurt. Langsam beginnen! Die Sonne brennt, der Schweiß rinnt. Trinken! Trinken! Trinken! Ich muss eine Gehpause einlegen. Plötzlich steht „meine bessere Hälfte“ Ria am Wegesrand, filmt und feuert mich an. Das tut gut. Weiter geht`s. Auf dem Alii-Drive Hunderte von Menschen: „Good Job!“ You`ll get it!“ „You look god!“ Das baut auf. Trotzdem muss ich Gehpausen einlegen, will mich noch schonen. Die Füße fangen an zu brennen, aber keine Krämpfe. „Turn around“ Alii-Drive ist erreicht und es geht zurück nach Kona. Die Sonne geht unter, diesmal habe ich keine Zeit, auf den „Green-flash“ zu warten, der beim Versinken der Sonne in den Ozean ganz kurz zu sehen ist. Auf einmal ist es dunkel, jetzt beginnt die Einsamkeit auf dem Highway. Aus der Dunkelheit tauchen urplötzlich die „Glühwürmchen“ auf und verschwinden wieder in der Nacht. Auch ich bekomme an der nächsten Verpflegungsstation einen solchen Leuchtstab. Die Füße brennen immer stärker. Endlich taucht aus der Dunkelheit die Abzweigung zum „Natural Energy Lab“ auf. Bergab läufts prima, bergauf gehe ich. Endlich geht es jetzt zurück nach Kona, nur noch acht Meilen. Ich überhole einige Trias, die noch müder sind als ich. Endlich die Lichter von Kona! Ich spüre kaum mehr die brennenden Füße, nur noch 1,5 Meilen! Die Palani-Road runter kommen die Füße kaum mit. Nochmal links herum, und dann zweimal rechts herum auf den Alii-Drive, nur noch eine halbe Meile. Was jetzt folgt, ist kaum zu beschreiben. Das sind Emotionen pur! Aus der Dunkelheit und Einsamkeit des Highway tauche ich in ein Meer der Begeisterung. Hunderte, ja Tausende begeisterte Menschen jubeln mir zu. Ich winke und juble zurück. Plötzlich ist Ria neben mir! Wir rennen und jubeln gemeinsam die letzten 100 Meter. Es ist einmalig! Die Finish-Line ist erreicht und ich höre mich jubeln: „I`m an Ironman!“ Es ist ein unbeschreibliches Gefühl! Die Marathonzeit betrug 6:17 Std., aber wen interessiert das jetzt, ich habe beim Ironman Hawaii gefinished und mir damit einen Traum erfüllt! Ich bekomme einen „Lei“ umgehängt. Freundliche Helfer reichen mir das Finisher-Tshirt und die Medaille. Die Füße
brennen wie Feuer, ich kann kaum gehen. Ich werde zum Foto-Shooting geführt. Eine junge, hübsche Masseurin streicht gefühlvoll meine Beinmuskulatur aus, massiert mir Rücken und Nacken, ich schlafe ein. Ria weckt mich und wir gehen langsam zum Hotel. Noch immer kommen Finisher und werden genau so bejubelt wie ich vorher. Nach dem Duschen falle ich müde ins Bett, das Aufstechen der zahlreichen Blasen an den Füßen verschiebe ich auf morgen.

Der Ironman Hawaii wird für mich ein unvergessliches Erlebnis bleiben. Er war alle Mühen und Schmerzen wert! Er war der Höhepunkt in meinem Sportlerleben. Aloha!

rudolfkoenighawaii2002

History – Ironman Florida 2004 – Manfred Holthausen

Eine Reise zum  IRON(WO)MAN

Erlebnisbericht von Manfred Holthausen

Als IRONMAN (IM) bezeichnet man eine Sportveranstaltung, bei der 3,8 km geschwommen, 180 km Rad gefahren und daran anschließend ein Marathon gelaufen wird. Das alles Nonstop. Wer diese Distanzen innerhalb von 17 Stunden schafft ist ein Eisenmann oder eine Eisenfrau. Gleichzeitig kann sich der Athlet, die Athletin für die WORLD CHAMPIONSHIP auf Hawaii qualifizieren. Dies sind die inoffiziellen Weltmeisterschaften, da es sich um eine kommerzielle Veranstaltung handelt. Das Monopol hierauf hat die WTC = World Triathlon Corporation.

Es war wieder mal soweit

Für meinen 19. Start über diese Strecke von 226 km hatten meine Frau Helene und ich Panama City Beach am Golf von Mexiko in Florida am 6. Nov. 2004 auserkoren. Zu diesem Zeitpunkt war uns klar, dass wir in der heiklen Wahlphase zur amerikanischen Präsidentenwahl am 2. Nov. anreisen würden. Aber das sollte nicht unser Problem werden.

Schon im September häuften sich Meldungen, dass in der Karibik vermehrt mit Wirbelstürm- men zu rechnen sei. Als im Oktober Kuba, die Keys und das südöstliche Florida betroffen waren, schauten wir uns häufiger fragend an. Bisher hatte es die schützende Bucht des Golfs von Mexiko nicht (noch nicht) getroffen. Beim Herannahen des wohl gewaltigsten Hurricans  “Ivan“ wurden auch die Küstenbewohner des Golfs evakuiert. Schnell tauften dieEinwohner ihn Ivan, den Schrecklichen. Mit Windgeschwindigkeiten von 200 km/h traf er auf die Städte und richtete Verwüstungen und Überschwemmungen an. Aufregung herrschte in der ganzen Familie als ausgerechnet aus Panama City Beach zwei Tote gemeldet wurden. Jeb Bush, der Gouverneur erklärte Florida zum Katastrophengebiet. Wir hielten uns über das Internet auf dem Laufenden und mussten feststellen, dass die Veranstaltung  auf der Kippe stand. Aber schon wenige Tage später war zu lesen, dass die mehr als tausend Helfer der Veranstaltung alles daran setzen würden, die Absage zu vermeiden. Noch selten haben wir so  mitgefühlt, waren wir doch mittelbar betroffen.

Gepäcksorgen

Gebucht waren Flüge Düsseldorf – Frankfurt – Atlanta/Georgia. Der Abflug in Düsseldorf verzögerte sich wegen Bodennebel in Frankfurt um ca. 40 Minuten. Das fing ja gut an. Wir schafften es noch in Frankfurt den Flieger nach Atlanta zu erreichen, aber unser Gepäck nicht. Was heißt Gepäck beim Triathleten: Der Neoprenanzug nebst Schwimmbrille, das Rad (zerlegt) Ersatzreifen, Radschuhe und Werkzeug sowie Laufschuhe usw. sind unverzichtbar. Das Fehlen bemerkten wir aber (Gott sei Dank!) erst in Atlanta. So konnten wir wenigstens den Flug noch sorglos genießen.

Sicherheitskontrollen

Die Einreiseformalitäten hatten es in sich. Vor den jeweiligen Schaltern sorgten Endlosschlangen von mehreren hundert Meter Länge für eine lückenlose Kontrolle der Personen  durch die Sicherheitsdienste. Handgepäckkontrolle bedeutete auch Gürtel und Schuhe auszuziehen. Fingerabdruck und Portraitfoto folgten. Das hatten wir geschafft. Jetzt galt es den Verlust des Gepäcks zu melden. Das Personal am Lufthansaschalter hatte ein schlechtes Gewissen und versprach das Gepäck so rasch als möglich nachzuliefern. Als Trostpflaster gab es je 50 $ und ein Notfallpaket. Mein Unmut wegen des fehlenden Radkoffers und dem drohenden Ausfall meines Wettkampfes hatte offensichtlich Wirkung gezeigt.

Interessantes am Rande

Mit der Schnellbahn erreichten wir in kurzer Zeit den Bus, der uns in ca. fünf Stunden nach Panama City bringen sollte. Jetzt war es von Vorteil, nur mit dem Handgepäck zu reisen. Hier hatten wir wohlweislich die Sonnenbrillen untergebracht, die bei der grellen Sonne Floidas vonnöten war. Die Fahrt über den Highway  weckte wieder einmal  die Gefühle des “American Way of life“. Die Wahlkampagne der US Präsidentschaftskandidaten Kerry und Bush aus dem Fernsehen noch im Sinn suchte man vergebens nach den bei uns üblichen Wahlplakaten. Was man sah war Wahlwerbung im Plastiktütenformat. Und die sah so aus: über einem rechteckig gebogenen Drahtbügel, der in die Erde gesteckt war zog man eine Plastiktüte auf der die Namen der Werbenden standen, fertig. Am Fahrbahnrand bemerkten wir in auffällig blauen Overalls bekleidete Männer, die orangefarbene zwei mal zwei Meter große, auf die Spitze gestellte Verkehrszeichen mit der Aufschrift “STATE PRISONERS AT WORK“ aufstellten. Der Hinweis wiederholte sich  mehrfach. Auch das fanden wir nachahmenswert, wies es doch darauf hin, nur ja keinen Anhalter aufzunehmen. Abfall auf den Seitenstreifen sah man kaum. Das bei uns so beliebte Entsorgen aus dem Seitenfenster kostet in Florida 200 $. Häufig sahen wir patrouillierende Polizeifahrzeuge.

Angekommen

Etwas geschafft bezogen wir unser Appartement  im 11. Stock mit Blick auf den Golf von Mexiko, wo gerade die Sonne unterging. Sofort war jede Strapaze vergessen.  Als wir auf dem Balkon Stahlstützen sahen, ahnten wir die Auswirkungen von Ivan. Ein Brief, den uns die Eigentümer der Wohnung zurückließen, gab hierüber näheren Aufschluss. Die Stützen dienten der Befestigung einer Arbeitsbühne für die unteren Stockwerke. Hier hatte der Hurrikan diverse Schäden angerichtet. Da die eigentliche Urlaubsaison der Amerikaner zu dieser Zeit beendet war, standen viele Appartements leer und der Strand gehörte ab sofort den Triathleten. Die Wohnung ließ keine Wünsche offen. Der Urlaub konnte beginnen, wenn ja wenn das Rad nur da wäre…

Tragischer Unfall

Unsere Sorgen traten sehr schnell in den Hintergrund. Der schwedische Triathlet Jan Nilsson, 51 Jahre, ertrank beim Schwimmtraining. Es gehört zum allmorgendlichen Procedere der Triathleten sich am Schwimmstart einzufinden um gemeinsam zu trainieren. An diesem Morgen wies die blaue Flagge auf mittelschweren Seegang hin. Nach kurzer Zeit hatte ich das Schwimmtraining beendet. Später erfuhr ich das Jan leblos im Wasser lag  als er entdeckt wurde. Eine Ärztin, die in einer Gruppe Beachvolleyball spielte, versuchte ihn zu reanimieren. Vergebens. Frau Nilsson bat im Gespräch mit den Veranstaltern im Sinne ihres Mannes, der mit Herz und Seele den Triathlonsport betrieb, eine Geste der Verbundenheit zu zeigen. So ließen wir am Wettkampfmorgen neben der Startnummer auch die Initialen “JN“ auf unsere Wade schreiben. Ein Athlet bemerkte: „Vielleicht schaut Jan ja von oben zu.“

Wettkampfvorbereitungen

Da das Meer weiter hohe Wellen schlug, fiel für mich das Schwimmtraining aus. Zumal jetzt die rote Fahne draußen hing und  bei diesem Wellengang  das Schwimmen am Wettkampftag ausfallen würde. Immer wenn ich Radgruppen sah, die zur Erkundung der Radstrecke ausfuhren, überfiel mich ein ungutes Gefühl. Ich hielt schon mal Ausschau nach einem Radshop, bei dem ich ein Leihrad kriegen könnte. Nach Tagen des Wartens kam unser Gepäck endlich an. Noch nachts montierte ich alles zusammen, so dass ich am nächsten Morgen losfahren konnte. Viele Athleten trainierten noch intensiv, mir reichten 50 km auf der Radstrecke und 25 km bei starkem Gegenwind. Ich blieb meiner Devise treu: Gesund am Start stehen. Denn die Rennstrecke verlief auf dem Highway und rücksichtsvolles Fahren durfte vom übrigen Verkehr nicht erwartet werden. Zu tief sitzen die Erinnerungen an zwei Kameraden, die beim Radtraining vor dem IM NZL 1999 tödlich verunglückten.

Intermezzo

Die Wahlnacht vom 2. zum 3. November 2004 live in dem Bundesstaat mitzuverfolgen, der noch bei der letzten Wahl  auf mehr oder weniger zweifelhafte Weise George W. Bush zum Präsidentenamt verhalf, war schon spannend. Uns standen 99 Fernsehprogramme zur Verfügung. Mit fast soviel Prozent senden sie Werbung. Da lob ich mir das Deutsche Fernsehen. Das der alte auch der neue Präsident der USA werden sollte stand schon sehr früh fest. So sind nun mal die Amerikaner: Eine klare Ansage zur streitbaren Demokratie gepaart mit einem Bekenntnis zur Religion und sie wählen diesen Kandidaten. Um einige Erfahrungen reicher wurden wir bei einem Golf Schnupperkurs auf  einer der mehrfach vorhandenen Golfanlagen. Nach mehrstündigen Abschlag- und Puttübungen stand fest, zu diesem Sport muss man berufen sein. Das Meer beruhigte sich zusehends, so dass man vom Strand aus Delphine sehen konnte. Auf einer Bootstour zu den Shell Islands kamen wir ihnen noch näher. Stundenlang konnte ich dem Fischen der Pelikane zusehen. Wenn sie zu mehreren einen Fischschwarm entdeckt hatten ging es nacheinander oder nebeneinander im Sturzflug ins Wasser. Beute schien ausreichend vorhanden. Streit darüber gab es jedenfalls nicht.

Triathlonmesse, Wettkampfunterlagen, Wettkampfbesprechung und Nudelparty,Check in

Die Kommerzialisierung im Sport muss eine amerikanische Erfindung sein. Die letzten innovativen Neuerungen für den Triathlonsport ließen die Herzen höher schlagen. Die Masse der angebotenen, besser angepriesenen, Nahrungsergänzungsmittel stimmte mich eher nachdenklich. Wenn ich das alles Probieren soll müsste ich bis Hundert Sport betreiben. Mit dem Empfang der Wettkampfunterlagen ist der Verzicht auf alle Rechtsansprüche gegen den amerikanischen Triathlonverband verbunden. Gleichzeitig erkennt man die schriftlichen und anlässlich der Wettkampfbesprechung mündlich vorgetragenen Wettkampfregeln an. Letztere hatten es in sich: das Windschattenfahren wurde mit einer Zeitstrafe von vier Minuten geahndet. Der Abstand zum Vordermann –frau musste drei Radlängen betragen, Überholmanöver durften nicht länger als 15 Sekunden dauern, der überholte hatte den Abstand von drei Radlängen herzustellen, das Wegwerfen von Verpackungen etc. war nur innerhalb der Verpflegungszonen erlaubt, bei Nichtbeachten = vier Minuten Zeitstrafe, auf der Laufstrecke war das Abkürzen oder Schneiden von Kurven nicht erlaubt = vier Minuten Zeitstrafe. Das tückische bei dieser Regelung war, dass die Zeitstrafen im Verborgenen durch die Kampfrichter verhängt wurden.

Jede(r) Athletin/Athlet wurde verpflichtet ab 19.30 Uhr selbst auf  einer ausgehängten Liste nachzuschauen ob er mit drei Zeitstrafen disqualifiziert wurde. Der Grund für diese neue Regel wurde damit erklärt, dass es durch die bisherige häufig zu gefährlichen Situationen  gekommen sei. Als man im vorigen Jahr einem Athleten im Wettkampf die gelbe Karte gezeigt  habe und ihn damit zum Halten veranlasste fuhren andere auf und stürzten. Ich fand die neue Regel gut, obwohl manchmal das schlechte Gewissen mitfuhr. Als sich die große Triathlonfamilie zum gemeinsamen Nudelessen zusammenfand war die neue Regel das Hauptthema bei den Gesprächen. Am Tag  vor dem Wettkampf hatte man fristgerecht sein Rad in den nummerierten Ständer zu stellen, die Kleiderbeutel für die Wechsel vom Schwimmen zum Radfahren und Laufen wurden in der richtigen Reihenfolge hintereinander auf dem Boden einer Halle abgestellt. Der Veranstalter hatte mir für meinen 19. Start die Startnummer 1919 zugeteilt.

Der Wettkampftag

Der Herrgott muss Triathleten besonders mögen. Das Wetter war vom allerfeinsten. Als wir uns um 05.30 Uhr am Start einfanden waren die Temperaturen schon angenehm warm. Psychologisch klug hatten die Wettkampfrichter ihre 32 Motorräder auf dem Weg zur Oberarm- und Wadenbeschriftung demonstrativ in Zweierreihe aufgestellt. Hier musste jeder vorbei und man konnte sich auf häufige Kontrollen einstellen. Der Motorradfan erkannte, dass es sich bei den Maschinen um die klassische Honda Goldwing  handelte, die sich fast geräuschlos fahren lässt. Also würde man das Herannahen der Kampfrichter nicht hören. Auf den stark abgekühlten Sand am Strand waren wir hingewiesen worden, also behielt ich bis kurz vor dem Schwimmstart Socken und Schuhe an und das war gut so. Es waren zwei Runden zu schwimmen mit einem kurzen Lauf über den Strand nach der ersten Runde. Meine Taktik, einer “Prügelei“ möglichst aus dem Weg zu gehen, ging nur bis zur ersten Wendeboje auf. Alle wählten den kürzesten Weg und alle mussten jetzt durch diesen Engpass. Dieses Spiel sollte sich noch viermal wiederholen und so mancher Ellbogen traf auch mich. Deshalb wunderte ich mich über die Zeit von 1:15:05 Std. Der Lauf unter die Süßwasserdusche, das Anziehen des Radtrikots, der Radschuhe sowie Helm und Sonnenbrille dauerte ca. sechs Minuten. Als ich mit dem Rad meine Frau passierte signalisierte sie mir, dass ich als vierter aus der Altersklasse (AK) aus dem Wasser gekommen sei. Das motivierte mich natürlich auf dem Rad ordentlich Gas zu geben. Dennoch überholten mich nach etwa 80 km und 130 km zwei Kameraden meiner AK. Aber mit einer Radzeit von 5:55:16 Std. konnte ich sehr zufrieden sein. Dank der hervorragenden  Verkehrslenkung  und -regelung durch die Polizei war das Radfahren auf der gesamten Strecke eine Freude. Der Wechsel in die Laufkleidung dauerte ca. fünf Minuten. Die Begeisterung an der Laufstrecke war amerikanisch toll. Meine Frau gab mir den Hinweis, dass ich an 4. oder 5. Position in der AK laufen würde. Das ließ ja hoffen. Die recht winklige Laufstrecke war mir von den Trainingsläufen her bekannt. Da es in diesen Breiten gegen 17:00 Uhr schlagartig dunkel wird, hatte ich auch diese Variante trainiert. Weshalb ich für den Marathon dann trotzdem 4:52:10 Std. benötigte ist mir bis heute ein Rätsel. 30 Minuten hätte es schon schneller sein dürfen. Ich denke, dass ich mich vielleicht zu sehr auf die Verpflegung konzentriert habe. Denn die ging mir bei den Deutschen Meisterschaften dieses Jahr in Roth völlig daneben.

Florida runIrgendwann in der Dunkelheit hatte mich mein japanischer Freund Ishii Hideki überholt und mir blieb letztlich der undankbare sechste Platz, von 29 Startern in meiner AK. Die ersten fünf jeder AK wurden aufs Podium gebeten. Ein kleiner Trost blieb mir, ich hatte meine Bestzeit in der AK 60 um drei Minuten verbessert und finishte in der Gesamtzeit von 12:14:44 Std. An einen Qualifikationsplatz für Hawaii 2005  brauchte ich jetzt nicht mehr zu denken. So störungsanfällig die Anreise war, so harmonisch verlief die Rückreise. Der Blick zurück auf ein sehr schönes Urlaubserlebnis, was uns der Triathlonsport wieder einmal bescherte ließ mich gleich in die Zukunft schauen. Und siehe da, ein vorgesehener Start beim IRONMAN GERMANY 2005 in Frankfurt ist nicht mehr möglich- ausgebucht-! Deshalb meldete ich mich sogleich unter der Startnummer 983 beim IRONMAN AUSTRIA am 3. Juli 2005 an. Neues Spiel, neues Glück oder Hauptsache gesund.

Manfred Holthausen

History – Roth 2005 – Conny Siemes

challengelgo Nachfolgend ein Erlebnisbericht von Conny Siemes, den sie per Email an ihre Triathlonfreunde schickte. Sie absolvierte am 3.07.2005 in Roth bei den Deutschen Meisterschaften über die Langdistanz ihren ersten Ironman. Conny ist seit fünf Jahren Mitglied im ASV und kommt vom Viersener Schwimmverein, was ihre phantastische Schwimmzeit von 1:01;49 Std. für die 3,8 km im Europakanal erklärt. Für die 180 km lange Radstrecke mit vielen Steigungen benötigte sie 6:14;38 Std., was immerhin einen Schnitt von 28,8 km/h bedeutet. Den abschließenden Marathon absolvierte sie in 4:31;47 Std. Mit den Wechselzeiten, auch 4. Disziplin genannt, benötigte sie 11:56;27 Std. und belegte damit bei den Deutschen Meisterschaften einen hervorragenden 8. Platz in der W 25.

Hallo Sportsfreunde,

ich danke Euch allen für`s Daumen drücken am Sonntag. Es hat einwandfrei gewirkt. Also: Der Sonntag war alles in allem einfach „mein Tag“!!Vor dem Start war ich ganz schön nervös, aber als ich dann im Wasser war und zur Startlinie geschwommen bin, war alles wie verflogen und ich habe mich einfach nur gefreut!! Die ganzen Zuschauer und die anderen Sportler. Eine Bombenstimmung…

Das Schwimmen im Europakanal selbst war total super. Ich fühlte sich locker und war absolut nicht langsam. Die Zeit war aber für mich die absolute Überraschung. Viel schneller als ich mir erhofft hatte und nach einer guten Stunde ging es dann aufs Fahrrad. Ich habe das Tempo extra etwas gedämpft, weil ich so viel Respekt vor dem Laufen hatte – war ja immerhin ein Marathon… Die erste Runde ging total super – Zuschauer, Sonne und Musik ließen mich ganz ohne Mühe über die Berge und Kilometer fliegen. In der zweiten Runde bekam ich allerdings höllische Rückenschmerzen von der gebückten Haltung und den Bergen. Das war wirklich total schlimm, aber jetzt war ich ja schon soooo nah dran, dass ans Aufhören nicht ernsthaft gedacht wurde. War aber wirklich ziemlich schwer, sich zu motivieren, obwohl das Tempo und damitn der Radschnitt mit jedem Kilometer runterging. Aber war im Grunde egal, ich wollte ja nur ankommen und hatte dann ja schon über 183 km hinter mir… Die Massen von Zuschauern kann man sich gar nicht vorstellen. Da kann man sich einfach gar nicht hängen lassen. Einen Vorteil hatten die Schmerzen wenigstens – so habe ich mich sogar auf den Marathon gefreut. Das hätte ich auch nie für möglich gehalten, da ich eigentlich die größte Angst vor dem Laufen hatte… Naja, mir war ganz schön mulmig als ich losgelaufen bin, da ich ja nicht wusste, wie ich mich fühlen werde. Ich hatte natürlich die größte Angst, dass die mittlerweile fast unerträglichen Rückenschmerzen beim Laufen auch so stark sein würden. Das wäre dann wirklich die Hölle auf Erden gewesen. Nach mehr als 5 Minuten zum Umziehen – Bücken kann ja sooo weh tun – lief ich dann los und war total überrascht. Meine Beine fühlten sich noch relativ unverbraucht an und der Rücken war auch still!!! Jetzt ging es also los auf den Marathon und dann sollte ich wirklich schon meinem Ziel entgegenkommen. Ich weiß heute auch nicht mehr so genau, wie ich das hinbekommen habe. Ich habe es irgendwie geschafft, dass ich die ganzen 42 Kilometer komplett durchgelaufen bin, ohne zu gehen!!! Das war einfach toll und mit jedem Kilometer wurde mein Wille und meine Vorfreude aufs Ziel größer!! Als ich ca. 10 Minuten vor Schluss das erste Mal (!) auf die Uhr gesehen habe, wurde mir dann auch noch bewusst, dass ich bei meinem ersten Ultra schon unter zwölf Stunden bleiben würde. Der absolute Wahnsinn!!! Das war ja über eine halbe Stunde schneller als meine besten Hoffnungen!!

ConnyDie letzten zwei Kilometer waren dann der absolute Knaller. Gesäumt von den Zuschauern und auch von meinen Freunden lief ich den abgesperrten Kanal in Richtung Ziel!!! Ein unbeschreibliches und wahnsinniges Gefühl. Der Zieleinlauf war wirklich der Hammer. Ich wusste gar nicht, wohin mit meinen Gefühlen. Danach bin ich jetzt in einem absoluten Gefühlstaumel.Es ist sehr schwierig, das alles in Worte zufassen – vor allem schriftlich. Ich hoffe, dass ich alles noch mal live erzählen kann. Ich wollte mich aber schon mal für das Daumen drücken bedanken und die ganzen lieben SMS und Anrufe!!Es war einfach perfekt!!!Jetzt habe ich allerdings den Muskelkater meines Lebens und versuche mich mal, damit ins Büro zu schleppen !!

Bis hoffentlich ganz bald – ich bin so glücklich !!!

Conny